Wütend knalle ich die Türe hinter mir zu. Draußen im Flur kann ich hören, wie Sascha noch irgendetwas murmelt, ehe er in seinem Zimmer verschwindet und seine Türe dabei deutlich leiser schließt.
Vier Jahre ist es nun her und dabei kommt es mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass wir unter diesem Baum saßen und du mit bloßen Händen ein Loch gegraben hast, dass nicht tiefer war als das, das wir damals graben mussten, als mein Hamster gestorben ist.
Das Wasser ist zu heiß.
Viel zu heiß. So heiß, dass es mir die Haut regelrecht verbrennt. Sie ist schon ganz rot und aufgeweicht ist sie sowieso schon längst.
Es tut auch weh, aber das ist schon okay.
Tobias
Ich weiß nicht viel.
Ich weiß nicht, warum Joshua plötzlich verlobt ist.
Ich weiß nicht, warum Joshua mich und nicht Benni als Trauzeugen ausgewählt hat.
Ich weiß nicht, warum ich dazu ja gesagt habe.
„Ist das dein Ernst?“
Jakob blickt mich regelrecht fassungslos an und ich frage mich, ob ihn die Neuigkeit wirklich so sehr schockt, wie es gerade den Anschein hat.
Wenn ich jetzt mal ganz ehrlich bin, dann ist das ganze hier ein ziemlich großer Scheißdreck, um es gelinde auszudrücken.
Ich blicke auf die Anzeige, die die nächsten Flüge ankündigt.
Noch eine Stunde.
Wissen ist Macht.
Dessen war sich Oliver mehr als bewusst. Und ihm war auch klar, dass er an Macht gelangen würde, wenn er es nur verstand. Verstand, was der Künstler ihn mit diesem Bild sagen wollte. Es war ein schönes Gemälde.
Ich lese gerade ein Buch, das ich für mein Sportstudium durchgehen muss, während im Hintergrund der Krach von Valentins Band auf mich einwirkt.
Zuerst konnte ich mich bei dem Lärm nicht konzentrieren, aber mittlerweile kann ich es ausblenden.
” You make me, the happiest of men,
I am the happiest of men”
Bless the Fall – With eyes wide shut
Es ist Jamie, der mich aufweckt, indem er sich an meinem Hals entlang küsst und mir damit ein leises Stöhnen entlockt.
„…und deshalb möchte ich dich fragen, ob du mich heiraten willst,“ ende ich meinen kleinen Vortrag und sehe Elisa fragend an. Meine Hände zittern. Sicherlich sind sie ganz schwitzig. Hastig wische ich sie an meiner Hose ab, ohne den Blick dabei von Elisa abzuwenden.
Als Amelie das erste Mal von ihm sprach, da wusste ich nicht, was von ihm halten. Ich würde mich nicht als oberflächlich beschreiben, aber ich muss auch zugeben, dass das Eine oder Andere, das man so hört, sich in einem festsetzt und nicht mehr so leicht vertrieben werden kann.
Ein wenig missmutig sehe ich mich in der leeren Wohnung um, die ich seit circa fünf Minuten mein Eigen nennen kann. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Bisher macht sie auf mich nicht unbedingt den besten Eindruck. Alles ist noch leer und karg.
Man kann nicht wirklich sagen, dass wir einen Plan hätten. Im Gegenteil. Wir sind nur zwei Teenager, die einen absurden Gedanken hegen, aber nicht gewillt sind, diesen fallen zu lassen.
Und wieder ist es ein kalter Windstoß, der mich in die Realität zurück holt und meine Gedanken fürs Erste auslöscht, als würde er sie mit sich hinfort tragen…
Warum muss das alles geschehen? Warum muss er gehen, wenn er mich doch liebt? Wenn ich ihn doch liebe? Ich liebe ihn! Ist das kein Grund, dass er hier bei mir bleibt?
Kann meine Liebe denn gar nichts mehr erreichen?
Es gibt Tage, an denen lohnt es sich einfach nicht, aufzustehen. Gestern war so ein Tag. Wenn ich heute daran zurückdenke, kommt es mir vor, als wäre es schon Ewigkeiten her, dabei sind seitdem nur ein paar Stunden vergangen.
Er sieht mich prüfend an, sagt nichts. Ich strecke den Arm aus, berühre seine Hand, nur kurz. Mich trifft sein fragender Blick, ich schließe die Augen.
Hätte ich damals gewusst, wie schwer es sein würde, dich loszulassen, wäre ich damals einfach an dir vorbeigelaufen… Aber so wusste ich nichts davon und bin stehen geblieben. Wie hätte ich es auch ahnen können?
Es versetzte mir natürlich einen Stich, diese Leere in seinen Augen zu sehen. Und es tat weh, zu sehen, dass er wegen mir weinte. Ja, sein ganzes Auftreten verletzte mich. Fast so sehr, wie es mich verletzte zu wissen, dass er mich nie geliebt hatte.
Seine roten Fäden spinnen gleichwohl ein Bildnis, welchen meinem Innersten gleich zu sein scheint, ein wirres Durcheinander, an dem nichts dort ist, wo es hingehört und dennoch alles seine Richtigkeit hat.
Prolog – Der verlorene Sieg
Als ich Tala das erste Mal sah, hielt ich ihn für einen Menschen, der genau wusste, was er wollte. Er hatte mich mit einem kalten, ausdruckslosen Blick bedacht, der mich hatte frösteln lassen und ich habe geglaubt er sei stark und unnahbar.